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Dachneigung von Pultdach und Flachdach – Factsheet

Welche Neigung ein Flach- oder Pultdach aufweist, ist längst nicht nur für den Ablauf des Regenwassers wichtig. Viele andere Aspekte hängen von der exakten Neigung des Daches ab. Zum Beispiel die Höhe des Schornsteins oder die Nutzung von bestimmten Dachziegeln. Wir möchten daher hier einmal alle Fakten rund um die Dachneigung von Pult- und Flachdach beleuchten.

Meist müssen Sie einem regional unterschiedlichen Bebauungsplan gerecht werden, wenn Sie ein Haus bauen. Dieser Plan schreibt häufig auch die Dachneigung oder die Art der Eindeckung vor. Die Dachneigung, also das Gefälle des Daches wird meistens in Grad angegeben, in einigen Plänen und Richtlinien jedoch ebenfalls in Prozent. Damit es keine Verwechslungen gibt, haben wir hier einmal alle Fakten und Werte zusammengetragen, die für ein Pult- oder Flachdach wichtig sind. Zusätzlich hängt die Art der Eindeckung von der Neigung des Daches ab. Bestimmte Ziegel können lediglich in sehr eingeschränkten Bereichen eingesetzt werden.

Dachformen - Überblick
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Richtlinien für Dachneigung

Grad oder Prozent?

Sowohl die Flachdachrichtlinie als auch die Richtlinie für die Neigung eines Pultdachs verwendet teilweise Gradangaben und teilweise Prozentwerte. Daher ist es wichtig, sich den Wert genau anzuschauen. Bei einem Bauvorhaben sollten Sie durchgängig entweder Prozent- oder Gradangaben verwenden. Unerfahrene Bauhelfer können sonst im Eifer des Gefechts schnell verwirrt werden und die Werte vertauschen. Rechnen Sie notfalls die Werte um, bevor Sie etwas für die Helfer notieren.

Gefälle umrechnen

Sehr häufig wird ein Mindestgefälle von drei Grad verlangt. Dies entspricht in etwa einer Neigung von fünf Prozent. Hier noch einige Eckpunkte von Grad und Prozent:

  • 2 Prozent – 1,1 Grad
  • 4 Prozent – 2,3 Grad
  • 5 Prozent – 2,9 Grad
  • 5,2 Prozent – 3 Grad
  • 6 Prozent – 3,4 Grad
  • 10 Prozent – 5,7 Grad
  • 20 Prozent – 11,3 Grad
  • 50 Prozent – 26,6 Grad
  • 100 Prozent – 45 Grad

Schornsteinbau

Die Dachneigung spielt auch bei einem Schornstein eine Rolle. So wird in der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (1. BImSchV) zwischen Dächern mit einer Dachneigung unter 20 Grad und einer Neigung über 20 Grad differenziert. Nach diesem Wert richtet sich die Mindestschornsteinhöhe, die über das Dach hinausragen muss. Dieser kleine Unterschied kann also eventuell Kosten einsparen. Besprechen Sie das aber vor dem Bau mit Ihrem Schornsteinfeger.

Schornstein
Schornstein

Flachdach – Vorteile und Kosten

Ein Flachdach ist häufig die günstigste Bauweise und lässt sich später eventuell zusätzlich als Terrasse nutzen oder in eine andere Dachform umwandeln. Doch die günstige Bauweise hat auch ihre Tücken, denn oft wird das Gefälle beim Flachdach aus optischen Gründen nicht ausreichend stark gewählt. Der Niederschlag kann dann nicht zügig ablaufen, Blätter und Schmutz verstopfen die Abläufe zusätzlich und stauen das Wasser auf dem Flachdach auf. Da die Entwässerung üblicherweise rein durch die Schwerkraft gewährleistet wird, hängt natürlich auch die Funktion des Flachdachablaufs von einem gut gewählten Gefälle ab. Hinzu kommt, dass auch die Baustoffe meist eher günstig ausgewählt und teilweise sehr sorglos verarbeitet werden.

Flachdach
Flachdach

Tipp: Viele Bauherren bevorzugen einzig aus optischen Gründen ein sehr geringes Gefälle bei ihrem Flachdach. Die einfachere Variante, die einen sicheren Wasserablauf garantiert, ist dann ein kleiner baulicher Trick. Hierbei wird die Fassade etwas höher gezogen und das Dach darin wie eine dichte Wanne eingebettet. Das Gefälle kann so einen sehr hohen Wert aufweisen, das Gebäude weist jedoch rundherum die gleiche Höhe auf. Gerade bei sehr modernen Architektenhäusern und Gebäuden im Bauhausstil wird dieser kleine Trick angewandt.

Mindestgefälle für das Flachdach

Die DIN 18531 ist für die Dachneigung von Flachdächern entscheidend. Sie wird deshalb als Flachdachrichtlinie bezeichnet. Darin ist festgeschrieben, dass hierzulande das Flachdach mindestens ein Gefälle von 2,9 Prozent aufweisen sollte. Das sind lediglich 1,1 Grad. Diese Neigung wird von Fachleuten jedoch als viel zu gering angesehen. Besonders in regenreichen Gebieten sollte unbedingt eine größere Neigung eingeplant werden. Dabei werden fünf Prozent als optimales Gefälle angesehen.

Dachneigungsgruppe I oder II

Die DIN teilt die unterschiedlichen Gefälle beim Flachdach in zwei Dachneigungsgruppen ein. Bis zu einem Gefälle von 5,2 Prozent oder drei Grad ist die Dachneigungsgruppe I für dieses Flachdach zuständig. Darüber bis zu einem Gefälle von 8,8 Prozent oder fünf Grad Neigung gehört das Flachdach in die Dachneigungsgruppe II. Diese beiden Gruppen der Dachneigung werden bei der Auswahl der Eindeckung oder des Belags eines Flachdachs entscheidend sein.

Nutzung Flachdach

Die Flachdachrichtlinie unterscheidet bei dem Gefälle beziehungsweise der Dachneigung zusätzlich noch zwischen genutzten und ungenutzten Dächern. Wird ein Dach also beispielsweise als Dachterrasse genutzt, wird kein bestimmtes Gefälle vorgegeben, das ein Dach mindestens aufweisen muss. Es muss lediglich durch bautechnische Maßnahmen dafür Sorge getragen werden, dass das Wasser zuverlässig abgeführt wird und nicht dauerhaft auf die Abdichtung drückt. Zudem muss das genutzte Flachdach aber ohnehin in statischer Hinsicht anders bewertet werden, da die Gewichtsbelastung je nach Nutzungsart als Terrasse oder Parkplatz zum Beispiel gänzlich unterschiedlich ist.

Dachterasse
Dachterasse

Ungenutzte Flachdachflächen mit Abdichtungen müssen ein Mindestgefälle von zwei Prozent oder 1,1 Grad aufweisen. Da das stehende Wasser eine hohe Last auf der Dachhaut ausübt, wird nicht nur die Lebensdauer der Eindeckung verkürzt, es kann in der Dachwanne auch ein enormes zusätzliches Gewicht durch das stehende Wasser aufgestaut werden. Die Fachleute haben in ihren Untersuchungen ermittelt, dass eine Dachneigung von mindestens drei bis fünf Prozent für einen besseren und vor allem dauerhaft zuverlässigen Abfluss des Wassers gewährleistet.

Auch hier kann es zwingende zusätzliche statische Notwendigkeiten geben, wenn vorauszusehen ist, dass dieses Mindestgefälle nicht gesichert werden kann. Dann wird die Konstruktion in die Anwendungskategorie K1 und K2 unterschieden. K1 stellt die Standard-Dachkonstruktion mit den üblichen Anforderungen dar und gilt als Mindestanforderung. Bei der Anwendungskategorie K2 muss eine höherwertige Dachkonstruktion und eine spezielle Stoffauswahl stattfinden. Diese Stoffauswahl wird in der Flachdachrichtlinie in Tabelle 4 und 5 geregelt.

Eindeckung – Flachdach

Ein Flachdach kann sowohl mit einer normalen Eindeckung aus verschweißter Dachpappe als auch mit bestimmten Blechen oder Ziegeln eingedeckt werden. Dies ist meist als normaler Dachaufbau gestaltet, der von unten her erst die Innendecke, die Dämmung in der Konstruktion und dann die Dacheindeckung vorsieht. Eine weitere Variante ist der umgekehrte Dachaufbau beziehungsweise das sogenannte Umkehrdach. Bei dieser Variante liegt die Dämmung auf der wasserdichten Dachhaut und wird dort mit Terrassenplatten oder Kies gehalten. Dieses Dach wird besonders häufig für begrünte und bepflanzte Dächer oder Dachterrassen verwendet. Wenn ein ausreichendes Gefälle vorhanden ist, können sogar einzelne spezielle Flachdachziegel, zum Beispiel von Braas eingesetzt werden.

Umkehrdach
Umkehrdach

Pultdach – Aufbau und Vorteile

Es wirkt wie ein halbiertes Satteldach oder ein sehr schräg gestelltes Flachdach, das Pultdach bietet dadurch einen geradlinigen klassischen Anblick. Das Pultdach ist im Grunde vom Aufbau her noch einfacher als ein Flachdach. Eigentlich ist es nur schwer zu verstehen, warum nicht mehr Bauherren zu einem Pultdach greifen. Gegenüber dem klassischen Satteldach ist es von der Konstruktion her viel günstiger und einfacher zu errichten. In jedem Fall muss beim Pultdach dringend eine ausreichend starke Wärmedämmung berücksichtigt werden. Neben der Dachneigung spielt hier bei der Qualität auch die Ausrichtung in die ideale Himmelsrichtung eine Rolle. Ideal ist es natürlich, wenn ein stark geneigtes Pultdach nach Norden ausgerichtet wird, um das Haus an der Südseite mit großen Glasflächen zu öffnen. Will der Bauherr jedoch auf Solarenergie setzen, sollte das Pultdach nicht zu steil und möglichst nach Süden ausgerichtet sein.

Pultdach Solar
Pultdach mit Solaranlage

Vorteile:

  • lediglich eine Dachschräge im Obergeschoss
  • guter Ablauf von Niederschlägen
  • einfache und sehr günstige Bauweise
  • helle Räume im Obergeschoss
  • gute Nutzbarkeit für Solarenergie

Dachneigung Pultdach

Die besondere Flexibilität des Pultdaches setzt sich in der großen Bandbreite des Gefälles fort. Bei einem Pultdach liegt die Dachneigung zwischen 11 und 60 Prozent. Derzeit sind aber die meisten Pultdächer sehr viel flacher gestaltet und weisen häufig etwa eine Neigung von 20 Prozent auf. Von dem Neigungsgrad hängt wiederum die Art der Dacheindeckung ab.

Tipp: Auch bei einem Pultdach hängt von dem Gefälle die Selbstreinigungskraft der Dachoberfläche ab. Ob sich also Moose und Flechten auf dem Dach festsetzen können, ist ebenso entscheidend für die Haltbarkeit des Daches wie die Auswahl der Eindeckung.

Eindeckungen – Pultdach

Von der Dachneigung hängt die Auswahl des Dachziegels ab, der für ein Pultdach genutzt werden kann. Viele gängige Dachziegel können nicht unter einer Neigung von 20 Prozent eingesetzt werden, da der Niederschlag dann zurücklaufen kann und in die Dachhaut eindringt. Unter Umständen kann bei einer sehr geringen Neigung eine zweite wasserdichte Dachhaut unter der Ziegeleindeckung notwendig sein. Das führt natürlich wieder zu höheren Kosten und bietet Fehlerquellen bei der Ausführung Tür und Tor. Für die nur leicht geneigten Puldächer wurden spezielle sogenannte Flachdachziegel entwickelt. Der eigentliche Flachdachziegel kann ab einer Dachneigung von 22 Grad eingesetzt werden.

Die besonders steilen Varianten der Puldächer zwischen 45 und 60 Grad lassen sich aber mit nahezu allen Dachziegeln aus Ton oder Beton eindecken, die derzeit auf dem Markt sind. Für jeden Ziegel bieten die Hersteller ein Datenblatt aus dem hervorgeht, welche Mindestneigung für den bestimmten Dachziegel erforderlich ist. Hier zeigen wir Ihnen einige Ziegel, die bei besonders geringen Dachneigungen eingesetzt werden können. Die meisten sind mit zusätzlichen Falzen an der Unterseite ausgerüstet, die einer Art von Dichtlippe entsprechen. Dadurch wird verhindert, dass der Niederschlag unter den Ziegel laufen kann und dort in die Dachhaut eindringt.

Dachziegel
Dachziegel
  • Hersteller Braas – 7-Grad-Dachstein – 7 bis 12 Grad
  • Hersteller Creaton AG – Rapido Falzziegel ab 16 Grad
  • Hersteller Wienerberger – Alegra ab 16 Grad
  • Hersteller Braas – Smaragd ab 16 Grad
  • Hersteller Creaton AG – Terra Optima ab 18 Grad
  • Hersteller Erlus AG – Ergoldsbacher E58 SL ab 20 Grad
  • Hersteller Braas – Achat ab 22 Grad
  • Hersteller Braas – Saphir Kartago ab 22 Grad
  • Hersteller Braas – Granat ab 25 Grad
  • Hersteller Erlus AG – Ergoldsbacher Großfalzziegel ab 28 Grad

Während Dachziegel aus Ton, Kunststoff oder Beton je nach Art für eine bestimmte Neigung einsetzbar sind, ist beim Trapezblech eine bestimmte Überlappung der einzelnen Bleche notwendig, um das Dach vollkommen abzudichten.

  • Gefälle ab 20 Grad – Überlappung Trapezblech mindestens 10 Zentimeter
  • Gefälle 5 bis 20 Grad – Überlappung Trapezblech mindestens 15 Zentimeter
  • Gefälle 3 bis 5 Grad – Überlappung Trapezblech mindestens 20 Zentimeter
  • Gefälle bis 3 Grad – keine Überlappung / Querstoß beim Trapezblech möglich

Tipps für Schnellleser

  • Neigung Flachdach bis zu 5 Grad / 8,8 Prozent
  • Flachdachrichtlinie Gefälle mindestens 1,1 Grad / 2 Prozent
  • optimales Gefälle Flachdach 2,9 Grad / 5 Prozent
  • Dachneigungsgruppe ermitteln
  • Unterscheidung genutztes oder ungenutztes Flachdach
  • Arten von Eindeckung Flachdach
  • Grad oder Prozent für die Dachneigung
  • Neigung beim Schornsteinbau wichtig
  • Pultdach zeigt zahlreiche Vorteile gegenüber Flachdach
  • Bau des Pultdachs besonders einfach
  • Neigung eines Pultdachs besonders variabel
  • Dachneigung Pultdach zwischen 11 und 60 Prozent
  • Eindeckung beim Pultdach passend wählen
  • Auswahl der Ziegel vom Gefälle abhängig
  • Trapezblech für Pultdach Überlappung gefälleabhängig

5 Comments

Hallo,
Vielen Dank für die tolle Seite.
Bei eurer Umrechnung Prozent zu Grad stutzte ich etwas bei 50 Prozent: Müssten das nicht 22, 5 Grad sein?
Mit freundlichem Gruß Tim K.

Ja das sind mit den Grand und Prozent ist anscheinend wirklich nicht so einfach…
Im Artikel schreiben Sie: „Bei einem Pultdach liegt die Dachneigung zwischen 11 und 60 Prozent.“ und in den Tipps für Schnellleser: „Dachneigung Pultdach zwischen 11 und 60 Grad“… 🙂

Hallo Roland,

vielen Dank für diesen Hinweis. Es wurde sofort korrigiert. 😀 Wir hoffen, der Beitrag konnte Ihnen dennoch weiterhelfen.

Beste Grüße,
das Talu.de-Team.

Hallo zusammen,
Auch Profis verwechseln Prozent mit Grad. 🙂 Das passiert einfach sehr schnell.
Im Internet findet man 11-60 Grad für die Neigung eines Pultdachs. Hier wird als erstes 11-60 Prozent angegeben was ungefähr 6 – 31 Grad entspricht. Im Satz danach wird allerdings erwähnt, dass die „meisten Pultdächer sehr viel flacher gestaltet“ sind und eine Neigung von nur 20 % haben (etwa 11 Grad).
Nun wurde dies von Herrn Roland F angemerkt, um zu unterstreichen, dass Prozent und Grad wirklich oft verwechselt werden kann. Leider wurde die falsche Stelle korrigiert.
Schöne Grüße,
Klaus B

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