Bündchen annähen – Länge berechnen und richtig nähen
Das Bündchen ist die einfachste Methode, ein offenes Stoffende schön abzuschließen. Daher ist es auch für Anfänger besonders geeignet. Damit es von Anfang an perfekt sitzt, sollten Sie aber einige Details beachten, die ich Ihnen in dieser Anleitung an die Hand geben möchte.
In diesem Tutorial erfahren Sie, welche Art von Abschlüssen es gibt, was den Bündchenstoff ausmacht, wie sie die Länge für verschiedene Einsatzmöglichkeiten richtig berechnen und natürlich, wie Sie Bündchenware nähen.
Schwierigkeitsgrad 1/5
(diese Anleitung ist für Anfänger geeignet)
Materialkosten 1/5
(je nach Einsatzgebiet ein paar Cent bis zu ein paar Euro)
Zeitaufwand 1,5/5
(mit dieser Anleitung nähen Sie Bündchen ruck-zuck an)
Verschiedene Abschlussarten für Stoffenden an Kleidungsstücken
Wie bereits erwähnt gibt es einige Möglichkeiten, eine offene Stoffkante optisch schön abzuschließen. Neben der Streifenversäuberung, bei der die Kante mit einem passenden Stoffstreifen eingefasst wird und dem nähen mit Schrägbändern, welche ebenfalls um die Stoffkante gelegt werden, können Sie auch ein Gummiband einnähen, eine richtige Bundverarbeitung durchführen, weitere Streifen mit offenen Kanten annähen (für den Used-Look) oder eben Bündchenware ansetzen wie in der folgenden Anleitung beschrieben.
Material und Vorbereitung
Bündchenware wird zumeist als Schlauchware in einer Breite von 35cm – also aufgeschnitten 70 cm – verkauft. Es gibt auch extra breite Bündchen. Zumeist bestehen Sie aus 95% Baumwolle und 5% Elastan. Dadurch sind sie ebenso wie Jerseystoffe mit gleicher Zusammensetzung sehr dehnbar. Ebenfalls mit Jersey gemeinsam ist die Herstellungsart. Bündchenschlauchware wird gestrickt, die einzelnen Schlaufen können nachgeben und erhöhen so die Dehnbarkeit. Zusätzlich wird der Bündchenstoff in Feinripp gestrickt, damit er nochmal etwas mehr nachgibt. Bei manchen Bündchenarten gibt es – ebenfalls wie beim Jersey – eine rechte und eine linke Stoffseite. Bei anderen erkennt man keinen Unterschied.
Wofür kann man Bündchenstoffe verwenden?
Die Einsatzmöglichkeiten für Bündchenstoffe sind vielseitig. Vorwiegend wird Bündchenware jedoch wie in dieser Anleitung bei Kleidungsstücken zum Einfassen der Ausschnitte, der Ärmelenden und für Hosenbündchen bei Kindern verwendet.
Worauf muss ich beim Kauf achten?
Grundsätzlich können Sie mit allen Bündchenarten einfach nähen. Dabei gilt: Je dehnbarer der Stoff ist, umso weniger davon benötigen Sie in der Länge.
Wie berechne ich die richtige Länge?
Ich arbeite am liebsten mit Feinripp-Bündchenware. Dabei gilt folgende Faustregel:
Gewünschter Umfang x 0,7 + 1 cm NZ
Wenn ich also ein T-Shirt mit einem Hausausschnitt von 40cm genäht habe, benötige ich eine Bündchenlänge von 40 x 0,7 + 1 = 29 cm.
Tipp: Wenn Sie keine Bündchenware zu Hause haben oder diese weniger dehnbar ist, können Sie auch auf 0,75 oder 0,8 Länge vom Hauptstoff erhöhen.
Für die Höhe verwende ich immer unterschiedliche Maße. Für meine Oberteile nehme ich 5 – 6 cm, für Kinder-Shirts eher 4 cm, wobei das schon ziemlich am unteren Ende der Skala liegt, sodass es noch gut zu nähen geht. Bei Ärmeln und Bauchbündchen können es auch schon mal 40 – 50 cm sein, da der Bündchenstoff ja doppelt gelegt wird.
Bündchen annähen
Damit nicht nur alles graue Theorie ist, habe ich für diese Anleitung natürlich auch ein Nähbeispiel vorbereitet: Einen Damenrock für mich selbst. Dazu habe ich meine Hüftbreite und die gewünschte Länge abgemessen, ein entsprechendes Rechteck zugeschnitten und die Kanten rechts auf rechts zusammengenäht. Danach habe ich noch die Nahtzugaben auseinander gebügelt und die Unterkante gesäumt.
Nun kommt noch eine Besonderheit: Da ich ein recht breites Becken, aber eine schmale Taille habe, habe ich für meinen Rock die Länge der Bündchenware mit 0,6 berechnet. Schön, dass Bündchenstoff so flexibel ist! Somit ist sichergestellt, dass mein Rock an der richtigen Stelle sitzen bleibt und die richtige Länge behält.
In der Höhe möchte ich etwa 8 cm Bündchen haben. Da es doppelt liegt und ich somit auch zweimal die Nahtzugabe benötige, habe ich eine Höhe von 20 cm angesetzt.
Die offenen Kanten des Bündchens werden zusammengenäht, die Nahtzugaben werden auseinandergelegt.
Da der Bündchenstoff kürzer ist als der obere Umfang meines Rockes, muss ich ihn unter Dehnung annähen. Dabei möchte ich ihn aber überall gleich stark dehnen, damit er sich nicht verzieht. Darum markiere ich mir vorab sowohl an meiner Rockkante als auch am Bündchenstoff einige Fixpunkte, an die ich mich halten kann. Normalerweise genügen vier Punkte: In meinem Fall direkt an der Naht,
dann genau gegenüber, wenn der Bug in der Naht liegt und beidseitig der neu entstandene Bug, wenn ich diese beiden Punkte aufeinanderlege.
Genauso gehe ich beim Bündchen vor.
Tipp: Bei größeren Distanzen zwischen diesen Punkten macht es für Anfänger durchaus Sinn, dazwischen noch weiter Punkte in regelmäßigen Abständen abzustecken.
Dann falte ich den Bündchenstoff einmal längs, sodass die linke Seite (die mit der Naht) innen zu liegen kommt. So entstehen zwei Lagen, die ich jeweils an den markierten Punkten zusammenstecken kann.
Das Bündchen lege ich nun von außen (also auf die rechte, die „schöne“ Seite) des Hauptstoffs und stecke alle Lagen an den Markierungen zusammen. Hier sieht man schon deutlich, wie viel kürzer der Bündchenstoff ist, weil sich der Hauptstoff faltet.
Ich lege alle drei Lagen unter das Füßchen, senke es und vernähe ein paar Stiche. Ich achte darauf, dass die Nadel in der unteren Position verbleibt und den Stoff sozusagen festhält. Dann ziehe ich vorsichtig am nächsten Markierungsbund am Bündchenstoff, und zwar so lange, bis der Hauptstoff gerade liegt und keine Falten mehr macht.
Eventuell müssen Sie hier mit der anderen Hand hier und da noch etwas zupfen und zurechtrücken. Bei größeren Abständen greife ich mit der rechten Hand in eine angenehme Entfernung um, in der ich ohne allzu starken Zug alle Stofflagen gut halten kann. Mit der linken Hand fasse ich den Stoff hinter der Maschine und sorge für eine gleichmäßige Spannung, damit der Stoff nicht nach vorne rutscht, sobald die Nadel nach oben geht.
Tipp: Zum Nähen dehnbarer Stoffe verwenden Sie nie eine gerade Naht, da diese sich nicht dehnen kann und der Faden bei der geringsten Belastung reißt. Verwenden Sie auf jeden Fall immer mindestens einen schmalen Zick-Zack- oder Stretch-Stich! Selbstverständlich kann diese Naht auch mit einer Overlock-Naht genäht werden, da diese ebenfalls dehnbar ist.
Nach dem die Runde fertig genäht ist und ich wieder zum Anfang gelangt bin, vernähe ich. Am Hauptstoff sieht man nun einige gleichmäßige Falten, die jedoch bei leichtem Zug am Bündchen sofort verschwinden. Von der Bündchenseite gesehen fallen die Falten hingegen überhaupt nicht auf.
Wem es so gefällt, der darf es auch so belassen. Gerade bei so hohen Bündchen ist selbst beim Vernähen mit der Normalen Nähmaschine keine weitere Naht nötig. Man sieht zwar ein paar kleine Falten, aber unter Dehnung, also wenn man den Rock dann trägt, verschwinden diese sofort.
Bei schmalen Bündchen wie an Kinder-Shirts kann es passieren, dass sich diese immer wieder hochklappen und man die Nahtzugabe darunter sehen kann. Das ist natürlich nicht so schön. Da hilft aber ein einfacher Trick: Noch einmal von außen über den Hauptstoff steppen und die Nahtzugabe mitfassen. Legen Sie dazu die Stoffkante des Hauptstoffes so unter das Füßchen, dass Sie etwa 0,5 cm neben dem Bündchenstoff nähen können. Achten Sie darauf, dass die Nahtzugabe an der Unterseite in Richtung Hauptstoff zeigt und nähen Sie wieder unter leichter Dehnung mit einem dehnbaren Stich rundherum.
Denken Sie an das Vernähen am Anfang und Ende! Und schon können Sie richtig Bündchenware nähen!
Schnellanleitung
1. Bündchenhöhe und Bündchenbreite (Formel: Umfang x 0,7 +1) berechnen und zuschneiden
2. Bündchenstoff zum Ring nähen und Nahtzugaben auseinanderklappen
3. Am Hauptstoff und am Bündchenstoff Fixpunkte markieren (mindestens 4)
4. Bündchenstoff links auf links Falten und Fixpunkte zusammenstecken
5. Bündchen auf die rechte Seite des Außenstoffs legen, an den Fixpunkten zusammenstecken
6. Bündchen unter leichter Dehnung annähen
7. Falls gewünscht: Von außen knappkantig in der Nahtzugabe absteppen (wieder dehnen!)
Und fertig!
Die Zwirnpiratin
3 Comments
Hallo!
Ich bin absolute Nähanfängerin. Ich möchte bei einem Kleid, dessen Stoff ich mag aber den Schnitt nicht, das Oberteil abschneiden und das Unterteil als Rock verwenden. Ich würde das Kleid oberhalb der mittleren Naht abschneiden und dann an der Kante das neue Bündchen ansetzten.
Jetzt meine Frage:
Wie muss ich den Zickzack-Stich einstellen? Auf den Bildern sieht es so aus, als ob der Zickzack lang und schmal eingestellt worden ist, also nur ganz wenig Breite auf die Länge. Der Stoff des Kleides ist etwas dehnbar, aber nicht so viel wie Jersey.
Einen gesonderten Stretch-Stich hat die Maschine leider nicht.
Für Hilfe wäre ich sehr dankbar!
Liebe Grüße
Melanie
Hallo Melanie,
am besten probierst du an einem Reststück deines Materials den Zickzackstich aus. Verstelle dabei die Stichlänge (das heißt, wie weit wird der Stoff bei jedem Stich vorwärts transportiert) und die Stichbreite (das bedeutet, wie weit geht die Nadel nach rechts und links beim Nähvorgang). Diese Begriffe sind sicher auch in deiner Nähmaschinen-Anleitung zu finden, dort findest du auch, wie du alles einstellst. Einige Näherinnen und Näher, die einen Geradstich bei Baumwollstichen zum Beispiel nehmen würden, stellen bei leicht dehnbaren Materialien für den Zickzackstich eine Stichbreite zwischen 0 und 1 und für die Stichlänge zwischen 2 und 3 an der Nähmaschine ein. Wird das Ganze versäubert, wird die Stichbreite 5 empfohlen.
Wir hoffen das bringt dich etwas weiter. Melanie, wir wünschen dir weiterhin viel Freude und gutes Gelingen beim Nähen und beim weiteren Stöbern auf Talu.de! Solltest du nicht zurechtkommen, dann schau doch mal bei uns im Talu-Forum vorbei und stelle dort deine Frage erneut. Ein Forum-Mitglied hat vielleicht eine noch bessere Lösung parat!
Beste Grüße,
das Team von Talu.de
Vielen Dank.
Ich werde es gleich mal versuchen. Bisher nähte ich einen Tunnel und zog Gummiband durch. So habe ich eine weitere Variante für einen Bund.