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Birkenfeige – alles über die Pflege des Ficus Benjamini

Die Birkenfeige ist uns scheinbar sehr vertraut, aber in Wirklichkeit kennen viele ihrer Besitzer noch nicht einmal ihren richtigen Namen. Die meisten Zimmergärtner halten Birkenfeigen für empfindlich, wenige kennen ihre Herkunft, manche jucken sich in ihrer Gegenwart – lernen Sie ein unbekanntes Gewächs näher kennen.

Der Ficus Benjamini heißt nicht Benjamini, ist nicht empfindlich und hat überraschende Talente – nach Lesen des Artikels werden Sie eine ganz neue Pflanze (mit Erfolg) pflegen.

Ein für alle Mal: benjamini oder benjamina, Mimose oder Raubein?
Im IPNI (International Plant Names Index, www.ipni.org) heißt die Birkenfeige mit botanischem Namen Ficus benjamina. So wurde die Feigenart nämlich von Carl von Linné benannt, im „Mantissa Plantarum“ von 1767.

Die Namen „Ficus benjaminoides“ und „Ficus benjaminea“ sind mit 9 anderen, durch Anhängsel verlängerten Namen als Synonyme aufgeführt, aber einen Ficus benjamini gibt es nur in der Suchmaschine, das dafür 52.100 Mal.

Wird zwar nicht richtiger dadurch, aber die Birkenfeige hat bestimmt nichts dagegen, von Ihnen als „benjamini“ hingebungsvoll gepflegt zu werden.

Apropos „hingebungsvolle Pflege“, vielleicht sollte hier gleich mit einer weiteren Eigenschaft aufgeräumt werden, die dem Ficus benjamina wahrscheinlich zu Unrecht zugeschrieben wird:

Der Ficus benjamina sei ja sooo empfindlich…
Ist er das wirklich? Eine Pflanze aus den Tropen, die seit Jahrzehnten tapfer und klaglos und ziemlich grün Myriaden deutscher Wohnzimmer bevölkert, obwohl das für sie so ähnlich ist, als wenn eine einheimische Pflanze im Kohlenkeller wachsen soll? Die Feige gilt immerhin seit alters her als Zeichen der Fruchtbarkeit und des Reichtums.

Birkenfeige

Die angebliche Empfindlichkeit sollten Sie beim Kauf zumindest gedanklich in Frage stellen, damit Sie sich bei der Pflege der ach so schwierigen Pflanze nicht gleich selbst blockieren.

Sie können auch ein wenig „herumlesen“. Es gibt immer wieder Autoren, die gelegentlichen Blattverlust bei einer tropischen Pflanze, die ein Klima ohne Jahreszeiten und ganz andere Lichtintensitäten gewohnt ist, für völlig normal halten. Das schlechte Image des Ficus benjamina sei nur darauf gegründet, dass ein großer Teil seiner Besitzer das asiatisch-ozeanische Gehölz für eine einheimische Pflanze hält.

Talu Video-Tipp

Arten und Sorten

Es gibt rund 1.000 Arten Ficus, und eine davon ist der Ficus benjamina. Den es durchaus in einigen Sorten gibt: Die diesbezüglich meist gut informierte „Royal Horticultural Society“ UK zählt aktuell (Stand 02.2016) 74 Zuchtsorten auf, 26 davon lizenzgebunden, acht mit farbig panaschierten Blättern.

Die Sorten unterscheiden sich eher mit Blick auf Gewinn für den Züchter als nach irgendwelchen für Sie wichtigen Merkmalen; aber wenn Sie einen Ficus mit dem Namen einer Freundin suchen, haben Sie bei ‚Alexis‘, ‚Anastasia‘, ‚Danielle‘, ‚Exotic Monique‘, ‚Flandriana‘, ‚Gabrielle‘, ‚Naomi Beauty‘, ‚Nicoline‘, ‚Rianne‘, ‚Vivian‘ und ‚Wendy‘ recht gute Karten.

Für Fans von Blattfarben hier die Ficus benjamina mit panaschierten Blättern:Ficus benjamina

  • Ficus benjamina ‚Golden Monique‘
  • Ficus benjamina ‚Golden Princess‘
  • Ficus benjamina ‚Green Kinky‘
  • Ficus benjamina ‚Mini Gold‘
  • Ficus benjamina ‚Profit‘
  • Ficus benjamina ‚Reginald‘
  • Ficus benjamina ‚Starlight‘
  • Ficus benjamina ‚Variegata‘

Der nur um 2 m hoch wachsende, weißbunte Starlight und der ganz normale Ficus benjamina mit Maximalhöhe 4 m haben den „Award of Garden Merit“ der Royal Horticultural Society gewonnen. Ebenfalls bekannt ist die kleinblättrige ‚Nastasja‘:

Meist erfahren Sie gar keinen Zuchtnamen, manchmal sollen Sie „The Dude“, „Werner“, „Judy Samantha Davina La Croix“ und „Brunhilde“ kaufen; wenn botanische Namen angegeben werden, könnten Sie es mit Synonymen zu tun bekommen, die zu vollkommen anderen Fici gehören. Sobald eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass es sich um einen Ficus benjamina handelt, macht das erst einmal nichts. In Bezug auf die Pflege gibt es nur bei den Sorten mit den panaschierten Blättern Besonderheiten, und diese Sorten erkennen Sie auch ohne botanischen Namen. In Bezug auf „The Dude“ und „Brunhilde“ wäre höchstens interessant, (ob „The Dude“ namensentsprechend antriebslos wächst) wo und wie diese Gewächse aufgezogen und gepflegt wurden. Das können Sie auch persönlich erfragen, wenn das Angebot von engagierten Fachleuten stammt.

Es macht sogar fast nichts, wenn Sie „irgendeine Feige“ erwischt haben, solange es sich um eine Zierpflanzensorte handelt und nicht um eine Würgefeige, die mit Ihren Wohnzimmermöbeln möglicherweise merkwürdige Ideen hat:

Birkenfeige
Würgefeige

Der richtige Standort

Nachdem Sie nun wissen, wie „Ihr Ficus“ heißt und sich vielleicht sogar für eine bestimmte Sorte entschieden haben, geht es um seine Standort-Ansprüche. Es sind die Standort-Ansprüche eines tropischen Gewächses:

WARM, WARM, WARM

Tropen

Etwas genauer spezifiziert bedeutet das:

  • Den wärmsten zur Verfügung stehenden Standort wählen
  • Normale Zimmertemperaturen zwischen 18 und 25 °C sind recht
  • Die 1.000 Feigenarten besiedeln die ganze Welt, aber überall die tropischen und subtropischen Regionen
  • Damit einher geht auch fast immer eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit, vor allem in der asiatischen Heimat des Ficus benjamina
  • Deshalb soll der benjamina sich in einer (genutzten) Küche und im Bad recht wohl fühlen
  • Andererseits braucht der Ficus die hohe Luftfeuchtigkeit vor allem zum reichlichen Ausbilden von Luftwurzeln
  • Wenn er „nur“ Blätter bilden muss, kommt er vermutlich auch mit normaler Luftfeuchtigkeit klar
  • Ab nächtlichen Durchschnittstemperaturen von 15 °C kann die Birkenfeige auf den Balkon
  • Aber bitte gut gehätschelt, das Tropenkind will nicht frieren und keinen heftigen Regen oder Sturm abbekommen
  • Hell, aber nicht unbedingt vollsonnig
  • Pralle Mittagssonne verträgt die Indoor-Pflanze auch erst nach einer Zeit der Gewöhnung
  • Was kein Zeichen für besondere Empfindlichkeit ist, sondern völlig normal
  • Denn auch eine Pflanze hat einen Stoffwechsel, den sie auf neue Bedingungen einstellen muss
  • Auch wenn die Standorte sich scheinbar ähneln: Draußen muss die Pflanze schon bei bedecktem Himmel Potenzen mehr Licht verarbeiten

Die Pflege

Am richtigen Standort ist die Feige dann eigentlich leicht zufrieden zu stellen:Birkenfeige-2

  • Normale Gartenerde oder Kübelerde, man ist nicht wählerisch
  • Regelmäßig Gießen, wenn die Erde oben gerade antrocknet
  • Gerne auch von oben, mit der Sprühflasche
  • Vorsicht bei hartem Wasser, das kann Kalkflecken auf den Blättern verursachen
  • Regelmäßig düngen, in der Topferde gibt es kaum Mikroorganismen, die „Nährstoffe herstellen“
  • Mit handelsüblichem Grünpflanzendünger in mittlerer Verdünnung, alle ein oder zwei Wochen
  • Ab und zu etwas drehen, damit alle Blätter Licht bekommen und die volle Stoffwechselrate entfalten
  • Das sorgt auch gleich für gerades Wachstum
  • Im Innenraum im Winter bei leicht reduzierter Versorgung normal durchkultivieren
  • Stand die Birkenfeige im Sommer im Freien, wird sie eingeräumt, wenn die Temperaturen drinnen und draußen fast gleich sind
  • Umtopfen ist alle ein bis zwei Jahre empfehlenswert, mit neuer Erde
  • Zum Schnitt siehe „besondere Kultur-Aspekte“

Was wer nicht mag!

Empfindlich oder nicht, es gibt Bedingungen, die keine Pflanze und erst recht keine Tropenpflanze ab kann:

  • Vollen Schatten, Pflanzen ernähren sich durch Photosynthese und die braucht Licht
  • Volle Sonne, durch Wasser auf den Blättern brennt sie, überraschend macht sie dem Pflanzenstoffwechsel zu schaffen und Sonnenbrand
  • Stauende Hitze = verbrauchte Luft, auch Luft wird zur Photosynthese gebraucht
  • Starke Temperaturschwankungen setzen Pflanze zu, die (wie Tropenpflanzen) keine deutlich unterschiedlichen Jahreszeiten gewohnt sind
  • Tropenpflanzen kann es in deutschen Wohnungen sogar zu kalt werden, wenn eine übereifrige Klimaanlage/sparsam eingesetzte Heizung Durchschnittstemperaturen unter 18 °C produzieren
  • Hier: können Sie einen kleinen Eindruck von der Komplexität eines Pflanzenstoffwechsels in Verbindung mit Stress gewinnen
  • Vor diesem Hintergrund ist schon nachvollziehbar, dass ein eigentlich fest verortetes Lebewesen Stress bekommt, wenn es wandern muss
  • Dass Standortwechsel generell nicht vertragen werden, ist bei tausenden benjamina, die in Deutschland für Messen und Innenraumbegrünung vermietet werden, aber vielleicht auch nur ein Märchen
  • Panaschierte Blätter haben reduzierte Chlorophyllflächen, solche Fici müssen also etwas heller stehen, damit die Photosynthese „klappt“
  • Heller heißt nicht unbedingt sonniger, auf die Länge des täglichen Lichteinfalls kommt es an
  • Und die buntblättrigen Formen büßen bei der Zucht oft etwas Widerstandskraft ein, insgesamt sorgfältig pflegen
  • Auf normalen Blattfall wurde oben schon eingegangen, auch die Blätter einer immergrünen Pflanze leben nicht ewig
  • Unnormaler Blattfall kann durch zu wenig/zu viel Licht, Wasser, Wärme, Nährstoffe verursacht werden
  • Oder durch Schädlinge/Krankheiten, gegen die der Ficus benjamini wie jede Pflanze in einer Mangelsituation (ist eine Tropenpflanze im deutschen Wohnzimmer immer) anfällig ist

Der Schnitt und besondere Kultur-Aspekte

Birkenfeigen haben mehrere Eigenheiten, die Sie als Pfleger eines Ficus benjamina kennen sollten und die sogar für besondere Kulturformen genutzt werden können. Zunächst sind Feigen sehr schnittverträglich und treiben auch aus dem alten Holz, was für Sie als Zimmergärtner bedeutet:

  1. Begrenzender Schnitt

Wenn Ihr Ficus zu groß wird, können Sie ihn unkritisch bremsen:

  • Sie können Ihren Ficus benjamina schneiden, wann immer Sie möchten
  • Zeitlich am besten im Frühjahr, dann kommt aus dem Rückschnitt gleich Neuaustrieb
  • Sie können den Ficus einfach gleichmäßig rundum kürzen oder nur im oberen Bereich abschneiden
  • Sie können ihn beim Schnitt auch gleich formen, wenn er einseitig zugelegt hat

Immer weggeschnitten werden trockene und welke, kranke, verfärbte, krumme Triebe

  1. Schnitt zur Formung

Es sei denn, die Triebe sind krumm, weil Sie es so wollten:Birkenfeige-4

  • Sie können mit einem Ficus benjamina auch den ein oder anderen Formschnitt ausprobieren
  • Oder einen Ficus-Wald anlegen
  • Da die Triebe des Ficus benjamina zusammenwachsen, wenn sie aufeinandertreffen, können Sie noch viel mehr „anstellen“:
    • Sie können ihn auch als Bonsai ziehen
    • Gerne in etwas untypischen Formen

Für einen Bonsai brauchen sie eine der kleinblättrigen Sorten, oder Sie ziehen sich aus einem Kopfsteckling Ausgangsmaterial, den können Sie von Anfang an beeinflussen.

  1. Schnitt zur Vermehrung

Bei jedem Beschnitt gewinnen Sie jede Menge Kopfstecklinge (Triebspitzen), die Sie nach Anleitung in bestimmter Länge schneiden, in Anzuchttöpfchen und Pikiererde und für höhere Luftfeuchtigkeit mit Folie abgedeckt bewurzeln lassen können.

Aber wie gesagt, Feigen stehen seit jeher für Fruchtbarkeit und Reichtum, sie treiben gerne und reichlich, aus Samen und aus Stecklingen. Sie können den Beschnitt auch in einen Becher mit etwas Wasser tun und vergessen, bis Ihre Stecklinge Wurzeln bilden.

  1. Der heilende Ficus Benjamina

Der Beschnitt des Ficus Benjamina könnte sogar zum Heilen eingesetzt werden. Der weiße Milchsaft enthält Flavonoide, Furocumarine und Kautschuk. Mit antibakterieller Wirkung, und der Extrakt der Blätter soll bei rheumatischen Gelenkschmerzen und Schwellungen helfen, in Asien wird Ficus Benjamina als Heilpflanze genutzt.

Die Blätter tun uns auch an der Pflanze gut: Die Birkenfeige gehört zu den Pflanzen, die von der NASA in der „NASA Clean Air Study“ 1989 untersucht wurden, ob sie die Luft in Raumstationen reinigen können. Ficus Benjamina kann, er filtert Formaldehyd (dünstet oft aus der Einrichtung), Xylol und Toluol (Straßenverkehrs-Emissionen) aus der Luft (der Gummibaum Ficus elastica schafft nur Formaldehyd).

Bevor Sie sich Ficus-Benjamina-Blätter auf die Rheumaschulter klatschen, sollten Sie allerdings unbedingt mit einem Arzt sprechen; und die Raumluft mit der Birkenfeige könnte auch Ärger verursachen, der Ficus Benjamina hat nämlich noch eine andere Seite:

Der heimliche Allergieauslöser

Zum Abschluss ein paar Worte zur „Pflege der Menschen“, die mit einem Ficus Benjamini zusammenleben:

Alle Feigengewächse haben erhebliches allergisches Potenzial, in einer Ficus carica (echten Feige) versammeln sich rund 30 potenziell allergieauslösende Stoffe. Unsere Zimmerpflanzen können mithalten, Gummibaum Ficus elastica, Geigenfeige Ficus lyrata; und die Birkenfeige Ficus benjamina zählen lt. Neurodermitis-Portal jucknix.de inzwischen zu den bedeutenden Allergieauslösern.

30 potenziell allergene Stoffe klingt schlimmer als es ist – mit einem einzigen Duftstecker holen Sie sich eine ähnliche Sammlung allergener Stoffe ins Haus, aber industriell hergestellt und deshalb wohl noch unkalkulierbarer.

Aber wenn Sie ohnehin zu allergischen Reaktionen neigen, ist erst einmal Vorsicht angesagt und gründliche Prüfung der Reaktionen. Egal ob Ihre Immunschwäche durch übermäßige Schadstoffbelastung kommt oder von zu hygienischem Leben, auf lange Sicht nach einer Immuntherapie also eher mehr Pflanzen in Ihre Wohnung einziehen werden.

Vorsicht ist auch bei Haustieren angesagt, weder Hunde, Katzen noch Kleintiere oder Vögel sollten an den Blättern knabbern können; und nicht nur Latex-Allergiker, sondern auch Teppich und Kleidung sollten besser nichts von dem weißen Milchsaft abbekommen (beim Schneiden: kann ein paar Tage nachtropfen).

1 Comments

WAS soll denn an der Pflanze gistig sein, bitte?
Wurzeln? Blüten (ich sehe keine)? Blätter(ja wer isst denn so was)? Wer Gift ankündigt, müsste schon etwas mehr darüber bekanntgeben aussagen, bitte.

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