Acryl oder Silikon? Wann es wo verwendet wird – Unterschiede
Acryl und Silikon sind verschiedene Dichtmassen, die im professionellen Handwerk und im Heimwerkerbereich vielfache Verwendung finden. Beide Dichtmassen sind in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Konsistenz sehr ähnlich. Die Dichtstoffe weisen aber deutliche Unterschiede auf, die jeder Hand- oder Heimwerker kennen sollte. Die Verwendung der jeweiligen Dichtungsmasse hängt von ihrem Verwendungszweck ab.
Verschiedene Einsatzgebiete für Dichtmassen sind auf der Baustelle, im Haus oder in der Wohnung vielfach vorhanden. Fugen im Bad oder in der Küche sollen versiegelt, Risse im Mauerwerk abgedichtet oder Anschlussstellen von Fensterbänken, Fußleisten, Rollläden, Arbeitsplatten und Weiteren verfugt werden. Aussehen, Beschaffenheit und Verarbeitung der beiden Dichtmassen unterscheiden sich kaum voneinander. Beide Dichtmassen verfügen über eine pastenförmige Konsistenz. Nach der Aushärtung wechseln Acryl und Silikon in einen gummiartigen Zustand. Fachlich versierte Handwerker können Acryl und Silikon anhand kleiner Details im Erscheinungsbild erkennen, für Laien dagegen ist die Unterscheidung auf den ersten Blick kaum möglich.
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Acryl oder Silikon – der Unterschied
Trotz der zunächst erscheinenden Gemeinsamkeiten im gummiartigen Erscheinen und der pastenförmigen Konsistenz der Masse können Acryl und Silikon im getrockneten Zustand bei genauer Betrachtung unterschieden werden. Die ausgehärtete Acrylmasse fühlt sich härter an als Silikon. Das Silikon besitzt eine glänzendere Oberfläche als Acryl. Das Acryl wirkt matter und glanzlos. Versierte Handwerker und Heimwerker können aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit den Dichtmassen die geringen Abweichungen der Stoffe auch im feuchten Zustand erkennen.
Kleiner Tipp zur Unterscheidung von Silikon und Acryl im feuchten Zustand
Eine Möglichkeit die beiden Dichtstoffe im feuchten Zustand zu unterscheiden ist die „Fingerprobe“. Dabei wird eine kleine Menge des Dichtstoffes zwischen zwei Fingern gerieben. Silikon weist dann eine ölig-schmierige Konsistenz aus. Die Hand muss mit einem feuchten Waschlappen von den Silikonresten gesäubert werden. Aus diesem Grund sollte beim Arbeiten mit Silikon auch immer ein nasses Tuch zum Reinigen der Hände bereitliegen. Beim Verreiben von Acryl zwischen den Fingern ist der festere Zustand der Masse fühlbar. Das gummiartige Acryl rollt sich zu kleinen festen Kugeln oder anderen Formen zusammen. An den Fingern bleiben kaum Rückstände zurück.
Unterscheidungsmerkmal im ausgehärteten Zustand
Im ausgehärteten Zustand lassen sich die beiden Dichtmassen beim Entfernen sehr gut unterscheiden. Silikon weist dann eine sehr elastische Konsistenz auf, während das Acryl deutlich härter ist. Aber auch im noch verfugten Zustand können Silikon und Acryl nach längerer Aushärtungszeit gut unterschieden werden. Acrylfugen können ein deutlich trockeneres und rissiges Erscheinungsbild angenommen haben. Die Farbe von Acrylfugen kann deutliche Veränderungen aufweisen. Die Elastizität von Silikon hingegen ist lang anhaltend. Im Zeitverlauf können sich die Fugen, beispielsweise im Bad oder in der Küche, an der Oberfläche farblich leicht verändert haben. Beim gründlichen Abwischen mit einem feuchten Tuch und nicht-scharfen Reinigungsmitteln kann dennoch oftmals nach kurzer Zeit die helle Ursprungsfarbe wieder sichtbar gemacht werden. Selbst alte Fugen können nach einer gründlichen Reinigung wieder in einem hellen Weiß oder ihrer anderen Ursprungsfarbe erscheinen.
Unterschiede zwischen Acryl und Silikon im schnellen Überblick
Eigenschaften von Acryl: | Eigenschaften von Silikon: |
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Silikon – Anwendung
Die häufigsten Anwendungsbereiche von Silikon-Dichtmasse
Aufgrund seiner Wasserundurchlässigkeit und Wasser abweisenden Verhalten wird Silikon bevorzugt in Sanitärbereichen, beispielsweise zum Abdichten von Badewannen, Duschen oder Waschbecken sowie an anderen Stellen und häufig auch zum Abdichten von Arbeitsplatten in Küchen eingesetzt. Seine fungizide Wirkung, das bedeutet die Abwehr gegenüber der Schimmelbildung, ist für die Verwendung in WCs, Bädern und Küchen weiterhin eine herausragende Eigenschaft der Silikon-Dichtmasse.
Durch das elastische Verhalten von Silikon wird die Dichtmasse auch für das Verfugen von Fliesen in sanitären Bereichen, in der Küche oder bei Dehnungsfugen bevorzugt angewendet. Es kann für Wand- und Bodenfliesen gleichermaßen genutzt werden und haftet auf glatten Untergründen besonders gut. Weiterhin bietet die hohe bleibende Elastizität des Materials auch besonders gute Einsatzmöglichkeiten in allen Bereichen mit beweglichen Untergründen. Die Dichtmasse kann dabei ausgleichend wirken auf vielleicht auch im Zeitverlauf sich verändernde und arbeitende Untergründe, wie beispielsweise bei vielen Holzbauwerken oder Ähnliches. Einige Händler bieten mittlerweile auch Silikon-Dichtmassen an, die im Außenbereich verwendet werden können, beispielsweise im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse.
Diese Silikonmassen weisen zu ihren Wasser abweisenden Eigenschaften auch eine Beständigkeit gegenüber Hitze oder Kälte auf. Sie sind dadurch sehr widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen. Einen Vorteil für viele Einsatzgebiete sind auch die isolierenden Eigenschaften des Silikons gegenüber Elektrizität. Um für den jeweiligen Einsatzbereich die passende Silikonmasse aus dem großen Angebot zu wählen, sollten die jeweiligen Angaben der Hersteller genau gelesen und geprüft werden.
Kleiner Tipp für den Einsatz von Silikon:
Da Silikon in verschiedenen Farben erhältlich ist, kann es auch sehr schön für gestalterische Elemente im Wand- und Bodenfliesenbereich eingesetzt werden.
Vor- und Nachteile
Ein Vorteil von Silikon ist es, dass die Dichtmasse im Zeitverlauf nicht an Volumen verliert. Auch die Elastizität von Silikon bleibt auf Dauer erhalten. Das bedeutet, dass auch nach langer Zeit in den Fugen keine Undichtigkeiten durch Ablösungen oder Risse entstehen, durch die Feuchtigkeit in das Mauerwerk oder andere zu schützende Bereiche eindringen könnte. Als nachteilig in einigen Verwendungen könnte sich zeigen, dass die Silikonmasse nicht überstrichen werden kann. Auch die Verarbeitung in mehreren Schichten ist nicht möglich.
Als mitunter größter Vorteil von Silikon gegenüber Acryl wird die Wasserundurchlässigkeit angesehen. Bei einigen Silikonmassen, die hauptsächlich für den Sanitärbereich bestimmt sind, kann während des Aushärtungsprozesses ein leicht süßlicher essigartiger Geruch aufgrund einer Acetatabgabe an die Umgebungsluft entstehen. Im Handel sind aber auch geruchsarme Silikon-Dichtstoffe zu erhalten.
Acryl – Anwendung
Die häufigsten Anwendungsbereiche von Acryl-Dichtmasse
Acryl wird als Dichtstoff für das Abdichten und Ausbessern von Rissen im Mauerwerk genutzt. Auch im gesamten Innenausbau, den trockenen Bereichen im Haus oder in der Wohnung, wird Acryl eingesetzt, zum Beispiel als Anschlussfugen an Türen und Fenster. Der Acryl-Dichtstoff ist eine grobporige Masse und verliert im Aushärteprozess an Elastizität. Es besitzt keine fungizide Wirkung auf Schimmelpilze. Aus diesem Grund sollte das Acryl im Sanitärbereich oder an anderen Stellen, an denen der Dichtstoff Wasserkontakt haben könnte, nicht eingesetzt werden. Eine Schimmelbildung kann in sanitären oder feuchten Räumen nicht nur durch den direkten Kontakt mit Wasser, sondern auch durch Wasserdampf und eine hohe Luftfeuchtigkeit entstehen.
Vor- und Nachteile
Aufgrund der geringen Elastizität kann Acryl kaum in Dehnungsfugen, auf sich bewegenden oder arbeitenden Untergründen verwendet werden. Geringfügige Dehnungen oder Schwankungen in Fugen können von der Acryl-Dichtmasse jedoch ausgeglichen werden. Ein Vorteil hingegen ist seine gute Haftfähigkeit auf verschiedenen Untergründen, wie beispielsweise auf Mauerwerk, Putz, Holz, Gips und Glas. Da Acryl überstrichen werden kann und in vielen Fällen auch als Schutz vor dem Eindringen von Feuchtigkeit auch überstrichen werden sollte, eignet es sich hervorragend für verschiedene Ausbesserungen an Wänden und Mauerwerk. Die Risse oder Beschädigungen zum Beispiel an Wänden können mit Acryl so ausgebessert werden, dass die schadhaften Stellen unsichtbar werden.
Silikon und Acryl verarbeiten
Silikon- oder Acryl-Dichtmassen werden im Handel am häufigsten in Kartuschen verkauft, die in Handpresspistolen eingesetzt werden. Größere Mengen in Kübeln sind erhältlich. Weitere Verpackungsformen sind Schlauchbeutel oder kleine Tuben für geringfügige Ausbesserungsarbeiten. Neben den Handpresspistolen können die Dichtmassen auch mithilfe von Akkuspritzpistolen oder Luftdruckpistolen verarbeitet werden.
Nach dem Aufbringen der Massen in die Fugen sollten beide Dichtmassen mit einem Spachtel oder mit dem Finger für ein gleichmäßiges Ergebnis und zum vollständigen Ausfüllen der Zwischenräume glatt gezogen werden. Das Glattziehen verhindert das Entstehen von Luftlöchern oder Rissen. Beim Glattziehen von Acryl mit dem Finger sollte etwas Wasser bereitstehen zum Benetzen der Fingerhaut. An der angefeuchteten Haut können so keine Partikel der Acryl-Dichtmasse hängen bleiben. Für das Glattziehen von Silikonfugen muss zusätzlich ein Trennmittel zum Glätten verwendet werden. Mithilfe dieses Trennmittels kann das Silikon nicht an den Fingern hängen bleiben. Die Silikon-Dichtmasse bleibt in der Fuge und wird nicht in ungewollter Weise beim Nacharbeiten aus den Zwischenräumen wieder herausgezogen.
Den passenden Silikon- oder Acryldichtstoff verarbeiten
Für Arbeiten auf Mauerwerk oder Putz sind im Handel grobkörnige, putzähnliche Acryl-Massen erhältlich. So können die Ausbesserungen optimal optisch an die Umgebung angepasst werden. Für Abdichtungen oder Verfugungen an gläsernen Anschlussstellen sind im Handel auch transparente Dichtmassen aus Silikon oder Acryl erhältlich. Beim Kauf von Acryl- oder Silikon-Dichtmassen sollten genau auf die Herstellerangaben und die jeweiligen Einsatzzwecke geachtet werden. Es können bei einzelnen Acryl- oder Silikonmassen Unterschiede bestehen, wie beispielsweise bei Maleracryl, Putzacryl, Bädersilikon mit verstärkter fungizider Wirkung und Ähnliches.
Fazit
Silikon und Acryl sind Dichtmassen mit einem großen Anwendungsspektrum. Sie eignen sich zum Verfugen von Wand- und Bodenfliesen, zum Verfugen von Dehnungsfugen, zum Abdichten auf glatten oder auch unebenen Untergründen, zum Verbinden und Verfugen von unterschiedlichen Werkstoffen, wie beispielsweise Holz, Keramik, Kunststoffen, Glas, Stein und Weiteres. Wichtig beim Arbeiten mit den auf den ersten Blick sehr ähnlich erscheinenden Dichtmassen sind die Kenntnisse über die doch erheblichen Unterschiede und die Verwendung in verschiedenen Einsatzbereichen.
Silikon findet beispielsweise eine besonders bevorzugte Verwendung in sanitären oder feuchten Bereichen, wie im Bad, Toilette oder Küche, aufgrund seiner Wasser abweisenden und hochelastischen Eigenschaften. Auch seine fungizide Wirkung lässt diesen Werkstoff für den Einsatz in feuchten Umgebungen hervorragend einsetzbar werden. Die Bildung von Schimmelpilzen in den Fugen oder Dichtstellen kann wirkungsvoll verhindert werden.
Acryl-Dichtmasse eignet sich für den Einsatz in trockenen Bereichen. Es wird im Innenausbau und zum Ausbessern von schadhaften Stellen, Rissen an Wänden und Mauerwerk eingesetzt. Ein Vorteil ist seine gute Haftfähigkeit auf verschiedenen Untergründen, wie beispielsweise Stein, Mauerwerk, Putz, Holz, Glas, Gipskarton und weiteren Baustoffen. Acryl kann überstrichen werden und kann sich dadurch seiner Umgebung „unsichtbar“ anpassen. Die Verarbeitungsweise ist bei beiden Dichtmassen, Acryl oder Silikon, zum Beispiel mit Druckkartuschen oder Presspistolen ähnlich und einfach.
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