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Gute-Nacht-Geschichte „Ritter Bärenzahns Schnitzeljagd“

Gute-Nacht-Geschichte für Jungen

Stefan trifft im Traum auf den tapferen Ritter Bärenzahn und erfährt aus erster Hand, was es bedeutet, tapfer und mutig zu sein.

Über unsere Gute-Nacht-Geschichte:

  • Gute-Nacht-Geschichte für Jungen
  • Alter: 8 bis 10 Jahre
  • Lesedauer: 15 Minuten
  • Thema: Mut und Tapferkeit
Talu Video-Tipp

Ritter Bärenzahns Schnitzeljagd

„Tor!“ Stürmer Stefan und sein Team jubelten. Er schoss seine Mannschaft kurz vor der Halbzeitpause mit 1:0 in Führung.

„Pffft!“ Die zweite Halbzeit begann und die gegnerische Mannschaft spielte sehr aggressiv. Statt Toren gab es Gelbe Karten.

Ein Verteidiger der gegnerischen Mannschaft rempelte Stefan an. „Pffft!“ Er bekam die Rote Karte. Stefan lag im Gras. Sein Bein schmerzte. Ihm wurde schwarz vor Augen.

„Tatütata!“ Das war das Nächste, was Stefan hörte. Er spürte einen starken Schmerz und einen Pikser. Der Notarzt gab ihm eine Spritze und sagte: „Alles wird gut!“

„Piep, piep, piep!“ Stefan wachte auf. Neben ihm saß seine Mama. „Ein Wecker war das nicht“, sagte er. Seine Mama lachte und erklärte: „Du bist im Krankenhaus. Das Piepsen kommt von einer Maschine, die dich überwacht.“

Stefan erinnerte sich: „Das Foul!“

Erst jetzt sah er auch den Arzt: „Stefan, du Torschütze! Du hast gekämpft, jetzt heißt es erneut kämpfen. Schaffst du das?“

Der Verletzte sagte: „Klar, ein Ritter kennt keinen Schmerz.“ Alle lachten und der Arzt meinte: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Aber du hast recht, Ritter sind auch tapfer. Das musst du jetzt auch sein. Dein Bruch ist kompliziert. Wir müssen operieren und du wirst jetzt dafür vorbereitet.“

Stefan fühlte sich schwerer und schwerer. Er war nun allein und hörte ein Klacken. Durch den Spalt seines Krankenzimmers sah er, wie jemand in Ritterrüstung über den Krankenhausflur huschte. Stefan traute seinen Augen kaum: „Habe ich da gerade etwa richtig gesehen?“ Er stand vorsichtig auf. Schmerzen hatte er keine.

Tatsächlich sah er auf dem Flur einen Mann in Rüstung. Er trug einen Helm, einen Brustpanzer und ein Kettenhemd. „Ein Haubert!“, wusste Stefan. Die Eisenschuhe des Ritters klackten den Flur entlang. Stefan schlich ihm nach.

Der Ritter hatte eine Verletzung an der Hand. Eine Ärztin behandelte ihn. Daraufhin bedankte und verabschiedete er sich.

Im Krankenhaus herrschte Trubel. Stefan konnte ihm so unbemerkt durch die Gänge, hinaus und in den Krankenhaus-Park folgen. Bis in den angrenzenden Wald und zu einer Hütte schlich Stefan dem Ritter nach. Stefan überlegte: „Soll ich ihm weiter folgen?“ Er konnte seine Neugierde nicht bremsen und schaute durch das Fenster der Hütte. Der Ritter löste ein Holzbrett im Boden und verschwand. Stefans Herz klopfte: „Das will ich sehen!“ Das Brett ließ sich leicht anheben. Stefan staunte: „Eine geheime Treppe unter dem Boden. Wo die wohl hinführen mag?“ Stefan stieg die Treppe hinab. Er sah, dass das Ende der Treppe in einen Tunnel überging. Er zögerte: „Soll ich wirklich …?“ Noch bevor er seinen Gedanken zu Ende denken konnte, spürte er einen warmen Windstoß, der ihn durch den Tunnel zog.

Er landete direkt vor den Füßen des Ritters. Er zog sein Ritterschwert und schimpfte: „Du bist kein Ritter! Was suchst du hier?“ Stefan hatte keine Angst. Er wusste, dass Ritter voller Edelmut waren, ein gutes Benehmen hatten und arme Menschen schützten. Stefan reagierte clever: „Ich bin Stefan. Mein Hobby ist die Welt der Ritter. Ohne Schwert und Schild bin ich in deiner Welt verloren, wehrlos und arm. Bitte hilf mir!“

Der Ritter klappte das Visier seines Helmes hoch und schaute Stefan in die Augen. Stefan fühlte sich willkommen. Er wusste, dass sich Ritter so begrüßten. „Ich heiße Ritter Engelbert. Ich trage einen lieben Engel im Namen und will deshalb nicht böse wie der Teufel sein. Früher war ich frech und ein echter Teufelsbert“, sagte der Ritter und beide lachten. Er fuhr fort: „Aber nenn‘ du mich wie meine Freunde Ritter Bärenzahn. Ich habe nämlich mal einen gefunden.“ Stolz deutete der Ritter auf eine Halskette unter seinem Kettenhemd, an der ein großer Reißzahn hing. Während der Ritter loslief, sagte er: „Ich bin in Eile! Komm‘ mit zum letzten Zettel.“ Stefan folgte dem Ritter und schaute ihn fragend an: „Der letzte Zettel?“

Der Vater von Prinzessin Barbara gab Ritter Bärenzahn Aufgaben auf sieben versteckten Zetteln. Er musste beweisen, dass er der treuste und tapferste Ritter und beste Mann für seine Tochter war.

„Ah, du machst eine Schnitzeljagd und dein Schatz ist die Prinzessin!“, schrie Stefan. „Was für eine Jagd?“, fragte Ritter Bärenzahn.

Stefan erklärte: „Eine Schnitzeljagd ist ein Spiel, bei dem du Hinweisen folgst, die ein anderer versteckt hat.“

Während sie liefen, zeigte der Ritter seinem neuen Gefährten die sechs Zettel. Beim Dorfbrunnen fand er den ersten Zettel:

„Prinzessin Barbara ist mein Kind.
Du willst es ewig lieben?
Erfüll‘ Aufgaben, an der Zahl sieben.
Vermasselst du’s, so verschwind‘!

Aufgabe 1 – Versorge die alten Menschen des Dorfes mit Wasser.“

Im Garten einer alten Magd, der er den letzten von unzähligen Eimern Wasser brachte, war der zweite Zettel:

„Aufgabe 2 – Hilf den alten Bauern bei der Kartoffel-Ernte.“

Stefan erkannte an den erdigen Fingern des Ritters, dass er auch diese Aufgabe meisterte. Im Feld neben einer riesigen Kartoffel versteckte sich der dritte Zettel:

„Aufgabe 3 – Kämpfe gegen die Schurken, die unsere Vorräte plündern.“

Auch diese Aufgabe erfüllte er und schlug mit seinem Ritterschwert drei Diebe in die Flucht. Am Morgen nach dem Kampf lag neben seinem Bett der vierte Zettel:

„Aufgabe 4 – Schreibe ein Gebet und trage es in der Kirche vor.“

Der fromme Ritter lobte in seinen Zeilen Gott. Nach seiner Lesung beim Gottesdienst fand er im Gesangbuch den fünften Zettel:

„Aufgabe 5 – Spiele mit den Waisen des Dorfes und ihren Murmeln.“

Am Grinsen des Ritters erkannte Stefan, dass er diese Aufgabe mit Freude erfüllte. Beim Essen mit den Kindern entdeckte Ritter Bärenzahn in seinem Teller den vorletzten Zettel:

„Aufgabe 6 – Finde die Burg im Wald weit hinter unserem Dorf.“

Stefan erinnerte sich, bis zu diesem Zettel musste er gekommen sein: „Ritter Bärenzahn, lass uns gemeinsam die Burg finden!“

Der Ritter schmunzelte. Stefan war so vertieft in die Zettel, dass er nicht bemerkte, wo die beiden mittlerweile angelangt waren.

Erst als Stefan ein Schluchzen hörte, blickte er auf und sah eine riesige Burg mit Zugbrücke und einem kleinen Drachen davor.

Der Ritter sagte: „Die Burg habe ich schon gefunden. Hier beim Drachen ist mein siebter Zettel.“

Das Schluchzen wurde immer lauter. Je näher sie kamen, desto besser erkannte Stefan, dass dem kleinen Drachen riesige Kullertränen über seine Wangen liefen.

Stefan schaute verwundert zu Ritter Bärenzahn auf. Dieser sagte: „Hier wurde ich bei meiner Schnitzeljagd unterbrochen. Als ich dem Drachen mutig mit meinem Schwert den siebten Zettel aus seinem Maul schlagen wollte, erwischte ich einen seiner Zähne. Er hustete ihn aus dem Maul und spuckte aus Versehen Feuer. Die Flamme verletzte meine Hand schwer. Nun weißt du, weshalb sich unsere Wege im Krankenhaus kreuzten.“

Mit weinerlicher Stimme sagte der kleine Drache: „Ich bin Olaf! Ich weine um meinen Zahn, aber mehr noch um deine verletzte Hand.“ Der furchtlose Ritter Bärenzahn streichelte dem kleinen Olaf über die Tatze. Das kitzelte ihn so sehr, dass er zur Seite fiel. Unter seiner Tatze kam der letzte Zettel zum Vorschein. Der glückliche Ritter las laut vor:

„Aufgabe 7 – Gehe über die Brücke und folge in der Burg dem Duft von frischem Brot und saftigem Braten.“

Der Ritter rannte los, Stefan winkte und Olaf schluchzte weiter.

Gutherzig wie Ritter eben sind, drehte er noch mal um. Er schenkte dem kleinen Drachen als Trost und Ersatz seinen Bärenzahn. Olaf fragte scherzhaft: „Bist du jetzt Ritter Drachenzahn?“ Lachend nahm der Ritter den überraschten Stefan an die Hand.

Im riesigen Eingangsbereich der Burg stieg ihnen der Duft von Essen in die Nase. Die Treppe hinauf, Kerzen und Duft gefolgt, war der Ritter am Ziel angelangt.

Eine Tafel, gedeckt mit großen Platten, Brot und Braten, Kohl und Kartoffeln, erstreckte sich vor ihnen. Sein Schatz Prinzessin Barbara hatte für ihren tapferen Mann ein Rittermahl gezaubert.

Stefan war wie angewurzelt. Der Ritter riss ihn in seiner Freude mit an die Tafel: „Lass es dir schmecken! Bei uns darfst du noch mit den Fingern essen.“ Sie lachten, doch das fröhliche Lachen verwandelte sich in ein trauriges Weinen.

Stefan rieb sich die Augen. Er sah seine weinende Schwester vor sich. Seine Eltern aber lachten: „Du hast im Traum geschmatzt, wie beim Rittermahl, das wir dir zum Geburtstag geschenkt haben. Du tapferer Ritter!“

Er schmunzelte, sah sein weißes Gipsbein und dachte leise: „Tapfer wie Ritter Bärenzahn! Er meisterte geduldig und großherzig alle sieben Aufgaben. Ich habe tapfer die Operation überstanden. Jetzt werde ich geduldig sein. Tag mit Gipsbein um Tag mit Gipsbein wie Ritter Bärenzahn Aufgabe um Aufgabe!“

Ein paar Wochen später war Stefans Bein verheilt. Der Gips bekam einen Ehrenplatz in seinem Zimmer. Er war nicht mehr weiß, sondern voller bunter Unterschriften. Für seinen neuen Freund Ritter Bärenzahn unterschrieb Stefan.

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