Wärmepumpe im Bestandsbau: Lohnt sich die Anschaffung?
Die Wärmepumpe gilt als Heiztechnik der Zukunft – effizient, klimafreundlich und zunehmend gefördert. Doch viele Eigenheimbesitzer fragen sich: Lohnt sich die Anschaffung einer Wärmepumpe auch im Bestandsbau? Die Antwort ist differenziert: Ja, sie kann sich lohnen – aber nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Im Folgenden findest du eine ausführliche Analyse mit Vorteilen, Nachteilen, echten Hinderungsgründen und einer praktischen Checkliste. Außerdem räumen wir mit verbreiteten Irrtümern auf und zeigen dir, wo du dich über Förderungen informieren kannst.
Inhalte
Zusammenfassung – das Wichtigste auf einen Blick
Vorteile: niedrige Heizkosten, klimafreundlich, zukunftssicher, hohe staatliche Förderung, Wertsteigerung der Immobilie.
Nachteile: hohe Investitionskosten, bauliche Anpassungen nötig (z. B. Heizflächen, Dämmung), Effizienz hängt stark von den Gegebenheiten ab.
Geeignet: wenn gute Dämmung oder nachrüstbare Dämmmaßnahmen vorhanden sind, große Heizkörper oder Fußbodenheizung bestehen, ausreichend Stromkapazität vorhanden ist.
Hinderungsgründe: sehr schlechte Gebäudehülle ohne Sanierung, ungeeignetes Heizsystem mit zu kleinen Heizkörpern, Platzmangel für Außengerät oder Erdsonden.
Kein echtes Hindernis: alte Häuser sind nicht grundsätzlich ungeeignet – bei moderater Sanierung und richtig ausgelegtem System sind auch 70er- oder 80er-Bauten mit Wärmepumpe gut versorgbar.
Förderung: Bund und Länder bieten attraktive Zuschüsse und Kredite – Infos z. B. über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
Wärmepumpen im Überblick
Eine Wärmepumpe nutzt Umweltenergie (Luft, Erde oder Grundwasser), um ein Gebäude zu heizen. Statt Wärme zu verbrennen, „verschiebt“ sie Energie mithilfe von Strom. Je geringer die notwendige Vorlauftemperatur im Heizsystem, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe.
Das macht sie im Neubau mit Fußbodenheizung besonders attraktiv. Im Bestandsbau kommt es darauf an, wie hoch die Heizlast ist und ob das Heizsystem angepasst werden kann.
Vorteile einer Wärmepumpe im Bestandsbau
Eine Wärmepumpe kann für Eigentümer viele Pluspunkte mit sich bringen. Die folgenden Vorteile sind besonders entscheidend:
Niedrigere Heizkosten
Bei guter Auslegung sind Wärmepumpen effizienter als Öl- oder Gasheizungen. Besonders, wenn der eigene Strom aus Photovoltaik genutzt wird, sinken die Heizkosten spürbar.
Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen
Die Preise für Gas und Öl sind volatil. Mit einer Wärmepumpe setzt du langfristig auf ein erneuerbares System.
Hohe staatliche Förderung
Über die BAFA und KfW gibt es aktuell Zuschüsse bis zu 40 % der Investitionskosten.
Wertsteigerung der Immobilie
Ein modernes, nachhaltiges Heizsystem verbessert die Energieeffizienzklasse – und damit den Wiederverkaufswert.
Klimafreundlichkeit
Der CO₂-Ausstoß sinkt massiv, besonders in Kombination mit Grünstrom oder eigener PV-Anlage.
Nachteile und Hürden
Trotz vieler Vorteile bringt die Wärmepumpe im Bestandsbau auch Herausforderungen mit sich. Diese solltest du bei deiner Entscheidung unbedingt berücksichtigen:
Hohe Anschaffungskosten
Je nach System (Luft-, Erd- oder Wasser-Wärmepumpe) liegen die Investitionen zwischen 20.000 € und 40.000 €.
Anpassung der Heizungsanlage
Alte Radiatoren sind oft zu klein, um mit niedrigen Vorlauftemperaturen auszukommen. Meist sind größere Heizkörper oder Flächenheizungen nötig.
Effizienz abhängig von der Gebäudedämmung
Ein unsaniertes Haus mit schlechter Dämmung treibt die Vorlauftemperaturen hoch und macht die Wärmepumpe unwirtschaftlich.
Platzbedarf und bauliche Eingriffe
Außenaufstellung, Erdsonden oder Brunnenbohrungen brauchen Platz und manchmal Genehmigungen.
Echte Hinderungsgründe
Nicht jede Immobilie eignet sich für den Betrieb mit Wärmepumpe. In diesen Fällen sind die Voraussetzungen schlicht nicht gegeben:
Sehr schlechte Dämmung: Wenn ein Haus energetisch völlig unsaniert ist, sind Heizlast und Vorlauftemperaturen zu hoch. Ohne Sanierung verpufft die Effizienz.
Ungeeignetes Heizsystem: Kleine Guss- oder Stahlradiatoren aus den 60ern sind nicht ausreichend. Austausch oder Ergänzung ist Pflicht.
Kein Platz für Außengerät oder Erdsonden: Reihenhäuser ohne Garten oder enge Innenstädte können problematisch sein.
Stromanschluss nicht ausreichend: In Einzelfällen muss die Netzkapazität ausgebaut werden.
Häufig genannte, aber widerlegte Einwände
Rund um das Thema Wärmepumpe kursieren viele Mythen. Die wichtigsten Vorurteile, die nicht stimmen, sind folgende:
„Alte Häuser sind generell ungeeignet.“
Falsch: Viele Bestandsbauten ab den 70ern lassen sich nach Dämmmaßnahmen gut mit Wärmepumpen betreiben.
„Die Wärmepumpe funktioniert nur mit Fußbodenheizung.“
Ebenfalls falsch: Auch große Heizkörper oder Wandheizungen können mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden.
„Im Winter bei Frost liefert die Wärmepumpe keine Wärme.“
Moderne Geräte arbeiten auch bei –15 °C zuverlässig, nur der Wirkungsgrad sinkt. Mit Pufferspeicher oder Hybridlösungen lässt sich das abfangen.
Checkliste: Ist mein Haus für eine Wärmepumpe geeignet?
Wenn du dir unsicher bist, ob sich die Technik in deinem Haus lohnt, hilft dir diese Checkliste. Gehe die Punkte Schritt für Schritt durch. Gehe folgende Punkte durch, bevor du Angebote einholst:
- Gebäudedämmung prüfen
- Sind Fassade, Dach und Fenster in gutem Zustand?
- Wurden in den letzten Jahren Dämmmaßnahmen durchgeführt?
- Heizflächen beurteilen
- Gibt es eine Fußbodenheizung oder große Heizkörper?
- Können einzelne Heizkörper ausgetauscht oder vergrößert werden?
- Heizlast berechnen lassen
- Ein Energieberater ermittelt, welche Vorlauftemperaturen benötigt werden.
- Faustregel: unter 55 °C ist die Wärmepumpe effizient.
- Platzverhältnisse klären
- Gibt es im Garten Platz für ein Außengerät?
- Besteht die Möglichkeit für eine Erdsonde oder Brunnenbohrung?
- Stromversorgung checken
- Reicht die Netzkapazität aus?
- Lohnt sich die Kombination mit Photovoltaik?
- Fördermöglichkeiten prüfen
- BAFA-Zuschüsse und KfW-Kredite einbeziehen
Aktuelle Informationen findest du bei der BAFA oder der KfW.
Förderungen und finanzielle Aspekte
Die Investition in eine Wärmepumpe wird aktuell so stark unterstützt wie kaum eine andere Heiztechnik. Zuschüsse und Kredite können bis zu 40 % der Kosten abdecken. Dazu kommen steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und regionale Programme.
Wer zusätzlich eine Photovoltaikanlage nutzt, steigert die Wirtschaftlichkeit erheblich – denn der selbst produzierte Strom macht das Heizen nahezu kostenlos.
Wann lohnt sich die Anschaffung?
Die zentrale Frage lautet: Lohnt sich die Anschaffung einer Wärmepumpe auch im Bestandsbau? Die Antwort hängt von der individuellen Situation ab. Ist das Haus halbwegs gedämmt, können Heizflächen angepasst werden und gibt es Förderungen, lohnt sich die Wärmepumpe oft schon mittelfristig. Bei unsanierten Altbauten hingegen ist sie ohne zusätzliche Maßnahmen kaum wirtschaftlich.