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Rasiermesser schärfen – Anleitung und Tipps

Um eine gute und saubere Rasur mit dem Rasiermesser hinzubekommen, braucht es Geschick und Übung. Daneben ist aber auch die Schärfe des Rasiermessers entscheidend für eine glatte und verletzungsfreie Rasur. Beim Schärfen des Rasiermessers gibt es deshalb einiges zu beachten.

Rasiermesser müssen für eine saubere Rasur möglichst scharf sein, Obwohl sie aus sehr hochwertigem, und meist auch sehr schneidhaltigem Stahl gefertigt sind, müssen regelmäßig geschliffen und abgezogen („gewetzt“) werden, um ihre Schärfe zu behalten. Dabei ist es wichtig, die richtigen Schleifinstrumente zu verwenden. Auch die Technik beim Schleifen ist entscheidend. Es dürfen keine Fehler und Beschädigungen in der Schneide des Messers verbleiben oder gar durch das Schleifen entstehen. Die wichtigsten Tipps und eine grundlegende Anleitung haben wir deshalb in diesem Beitrag für Sie zusammengestellt.

Neu gekaufte Rasiermesser sind vorgeschliffen

Wenn man ein Rasiermesser neu kauft, ist es bereits vorgeschliffen. Das heißt, man kann es grundsätzlich sofort benutzen und so einige Zeit lang verwenden. Allerdings kann man bei einigen Herstellern feststellen, dass die Rasierleistung am Anfang nicht ausreichend ist, und das Messer nicht sauber rasiert. Das ist kein Qualitätsmangel – es fehlt lediglich der richtige Schneidwinkel.

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Schneidkante überprüfen

Wer in der Lage sein möchte, die erreichte Schleifqualität und die Schneidkante auch optisch beurteilen zu können, verwendet am besten eine sogenannte Juwelier-Lupe mit 30 – 40facher Vergrößerung. So lassen sich Schäden und Grate auf der Klinge auch sehen. Gerade, wenn man sich beim Schleifen anfangs noch unsicher ist, kann das eine gute Möglichkeit sein, um das eigene Schleifergebnis beurteilen und Schleiftechniken vergleichen zu können. Man bekommt diese Lupen oft schon für ein paar Euro.

Rasiermesser schärfen

Schneide und Schärfe testen

Es gibt einen einfachen Test, der hilft, die Qualität des Schliffs und der Schneide zu beurteilen. Setzen Sie das Rasiermesser dazu am Oberarm an. Ist es richtig geschliffen und stimmt der Schneidwinkel, können Sie mit sehr leichtem Druck und mit der gesamten Länge der Schneide die Armhaare abtragen.

Barthaare sind um ein Vielfaches stärker und dicker als Haare an den Armen. Werden bereits die Haare auf den Armen nur ungleichmäßig oder mit mehrmaligem „Nachschaben“ entfernt, mangelt es noch an Schneidleistung. Bei den Barthaaren würde das Ergebnis dann sehr ungleichmäßig, und die Verletzungsgefahr und die Reizung der Haut wären sehr hoch. In diesem Fall muss noch nachgeschliffen werden.

Mit und ohne Materialabtrag schleifen

Für Rasiermesser werden meist sehr harte sogenannte Kohlenstoffstähle verwendet. Sie sind auch besonders schnitthaltig, bedingt durch die große Härte. Rasiermesser werden so stark geschliffen, dass eine sehr feine, spitz zulaufende Schneide entsteht (dafür braucht das Messer die große Stahlhärte).

Rasiermesser schärfen

Mit der Zeit und nach einigem Gebrauch nutzt sich diese feine Schneide ab und wird stumpf. Aus diesem Grund muss ein Rasiermesser nachgeschliffen werden, um wieder einen möglichst dünne Schneide (die eigentliche Schärfe der Schneide) wiederherzustellen.
Schon nach wenigen Zügen beim Rasieren legt sich der feine Teil der Schneide allerdings um oder bildet an einigen Stellen leichte Unebenheiten. Das ist unvermeidbar und kein Qualitätsmangel. Das Phänomen tritt bei jeder sehr scharfen Klinge in gleicher Weise auf, selbst bei den berühmten japanischen Küchenmessern. Eine umgelegte Schneide bringt aber nicht mehr die volle Schärfe. Die umgelegte Schneide muss daher wieder aufgerichtet werden. Dafür gibt es sogenannte Streichriemen.

Während beim Schleifen immer Material von der Schneide abgetragen wird, passiert das bei der Arbeit am Streichriemen nicht. Man sollte deshalb den Streichriemen immer wieder und sehr häufig nutzen, ein Messer aber nur dann schleifen, wenn es tatsächlich fühlbar stumpf geworden ist oder die Schneide erkennbare oder fühlbare Beschädigungen („Rupfen“) aufweist. Ein Schleifen nach jedem Gebrauch ist keinesfalls professionell, sondern kostet viel zu viel Material und verringert die Lebensdauer des Messers.

24 Stunden Regel

Bei sehr hochwertigen Messern richtet sich der Schneidgrat innerhalb von 24 Stunden von selbst wieder ein wenig auf. Das lässt sich auch unter der Juwelierlupe gut erkennen. Man sollte daher nach der Rasur das Messer weder schleifen, noch am Streichriemen abziehen, sondern zunächst bis zum nächsten Gebrauch liegen lassen. Erst kurz vor einem neuerlichem Gebrauch kann man das Messer dann noch einmal gründlich abziehen (abledern).

Schleifinstrumente

Streichriemen

Am verbreitetsten sind heute Streichriemen, die an einem Punkt fix befestigt sind. Das Leder kann auf einer Seite mit Polierpaste versehen sein. Die Klinge des Rasiermessers wird immer aufgelegt (wichtig!) über den Streichriemen geführt, und zwar immer nur in Richtung des Klingenrückens (niemals in Richtung der Schneide!).

Rasiermesser schärfen

Dadurch richtet sich der umgelegte Schneidgrat wieder auf und das Rasiermesser erlangt seine volle Schärfe zurück. Dabei wird kein Klingenmaterial abgetragen. Wird vor jeder Rasur (24 Stunden Regel!) der Schneidgrat wieder sorgfältig aufgerichtet, kann ein Schleifen meist für lange Zeit vermieden werden. Das ist vorteilhaft, weil sich so die Lebensdauer des Rasiermessers deutlich verlängert.

Stoßriemen

Alternativ zum hängenden Streichriemen gibt es auch sogenannte Stoßriemen. Hier ist das Leder fest auf einen Holzklotz geklebt. Sie werden auf dieselbe Art benutzt wie Hängeriemen (trotz des Namens wird hier nichts gestoßen).

Viele bevorzugen diese Art des Abziehens, da sich dadurch die Geometrie der Schneide (die durch den Schliff grundsätzlich angelegt ist) nicht verändert, während dies beim Hängeleder der Fall sein kann. Dort kann es vorkommen, dass der Schneidgrat mit der Zeit aussieht wie ein leichter Spitzbogen, anstatt wie ein Keil. Das kostet dann Schneidleistung.
Streichriemen mit Schleifpaste

Vorsicht ist immer bei Streichriemen geboten, die mit Schleifpaste belegt sind. Sie sind aber vergleichsweise selten. Hier erfolgt nicht nur ein Aufrichten des umgelegten Schneidgrates, sondern auch ein Materialabtrag, wenn man die belegte Seite nutzt!

Schleifsteine

Die meisten nutzen heute sogenannte japanische Wassersteine für ihr Rasiermesser. Sie haben eine exakt festgelegte Körnung und bieten ein sehr gutes Schleifergebnis. Einige wenige bevorzugen auch traditionelle Schleifsteine, wie etwa die sogenannten belgischen Brocken oder den sogenannten Escher. Mit japanischen Wassersteinen wird man als Anfänger in den meisten Fällen aber am leichtesten zurechtkommen.

Schleifstein

Entscheidend ist die Körnung der Steine

Die üblichen japanischen Schleifsteine für gewöhnliche Arbeiten (nicht für grobe Werkzeuge) haben eine Körnung zwischen 700 und 1200. Damit lassen sich auch noch gut grobe Scharten aus dem Rasiermesser schleifen. Für den Feinschliff kann man dann Körnungen ab etwa 2000 verwenden, die japanischen Werksnormen gehen bis zu 8000er Körnungen. Für die Praxis reichen auch für den Feinschliff Körnungen im Bereich von 3000 – 6000 aus.

Man kann auch mehrere Steine mit abgestuften Körnungen verwenden, um ein noch saubereres Ergebnis zu erreichen, und den Materialabtrag zu minimieren. In der Praxis ist das jedoch kaum nötig.

Steinhalter

Für den praktischen Gebrauch der Steine haben sich sogenannte Steinhalter bewährt. Indem man den Schleifstein einspannt, vermeidet man ein Verrutschen und kann sich ganz auf die Führung des Messers mit beiden Händen konzentrieren. Das erleichtert gerade Anfängern das Leben erheblich, ist aber auch für Profis eine wertvolle Hilfe.

Rücken aufliegend schleifen

Rasiermesser werden (anders wie gewöhnliche Messer) immer mit dem Rücken aufliegend geschliffen. Nur so wird der richtige Schneidwinkel hergestellt und gehalten, so dass das Messer beim Rasieren den richtigen Winkel hat. Bei stark verzierten oder empfindlichen Rücken kann man vor dem Schleifen den Rückenteil etwas abkleben, um ihn nicht zu beschädigen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, da die Abklebung den Schleifwinkel minimal verändern kann. Abkleben also nur dort, wo unbedingt nötig.

Rasiermesser schärfen

1. Stein wässern

Japanische Wassersteine müssen mindestens 10 – 15 Minuten vor Gebrauch in Wasser eingelegt werden. Idealerweise sollten sie auch während des Gebrauchs dann immer leicht feucht gehalten werden, wenn man sie länger benutzt

2. Den Stein in den Steinhalter einlegen

Nach dem Wässern den Stein in den Steinhalter einlegen, so dass er fixiert ist.

3. Grober Schleifgang

Falls vorhanden, mit der Lupe die Schneide untersuchen und feststellen, ob es grobe Schäden (Kerben, diese entstehen häufig auch durch das Herunterfallen eines Rasiermessers) gibt.

Zunächst werden die groben Kerben vorsichtig herausgeschliffen (Nachkontrolle). Dann wird das Messer wieder mit dem Rücken aufgelegt und mit einigen Zügen jeweils auf beiden Seiten mit und gegen die Klinge gezogen. Dabei darf kein Druck ausgeübt werden.
Beachten Sie, dass japanische Schleifsteine auch in 1000er Körnung bereits nach wenigen Zügen eine hohe Grundschärfe erzeugen. Schleifen Sie deshalb nicht zu viel.

4. Feiner Schleifgang

Das Messer abtrocknen (die meisten Rasiermesser sind NICHT aus rostfreiem Stahl!). Den Stein wenden oder wechseln und mit der feinen Körnung schleifen. Auch hier keinen Druck ausüben. Die Schneide unter der Lupe (falls vorhanden) überprüfen.

5. Abziehen

Am Ende des Schleifens das Rasiermesser noch einige Male über den Streich- oder Stoßriemen führen. Dabei auch die Seite mit der Polierpaste verwenden, so wird die größtmögliche Schärfe erreicht. Das Messer danach noch einmal gründlich trocknen und möglichst einölen (um Rostbildung zu vermeiden).

Tipps für Schnellleser

  • Schleifen nur dann, wenn das Messer stumpf ist
  • Schneiden lassen sich mit Juwelierlupen (30-40fache Vergrößerung) gut korrigieren
  • Streichriemen häufig nutzen
  • zum groben Schleifen japanische Wassersteine mit 1000er Körnung
  • für den Feinschliff Körnungen über 3000

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