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Abwasserleitung – wichtiges zu Gefälle, Durchmesser und Material

Abwasserleitung

Die Abwasserleitung spielt beim Hausbau oder einer Sanierung häufig eine scheinbar untergeordnete Rolle. Doch die Abwasserleitung und die entsprechenden Rohre sind ganz entscheidend für den Zustand und die Wohnlichkeit eines Hauses. Neben den richtigen Rohren spielen aber ein ausreichend großes Gefälle und der Durchmesser der Rohre wichtige Rollen bei der Abwasserbeseitigung.

Üblicherweise ist hierzulande eine getrennte Abführung des regulären Abwassers und des Regenwassers vorgeschrieben. Die Anforderungen an die Rohre sind unterschiedlich, da zum Beispiel das Hausabwasser hohe Temperaturen haben kann, die das Abwasserrohr dauerhaft aushalten muss. So gibt es viele verschiedene Vorschriften und Bestimmungen, die Sie beim Bau der Abwasseranlage berücksichtigen müssen. Wie groß das Gefälle einer Abwasserleitung sein sollte und welche Materialien sich für die Verrohrung im Untergrund eignen, können Sie in diesem Beitrag lesen. Hier sehen Sie auch, welchen Durchmesser die Abwasserrohre besitzen müssen.

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Arten von Abwasser

Abwasser wird teilweise unterschieden in echtes Abwasser und Regenwasser. Bei einem sogenannten Mischverfahren gibt es in der Gemeinde einen Abwasserkanal, der sowohl Abwässer als auch Regenwasser aufnimmt. In anderen Gemeinden und Städten wird das Regenwasser getrennt vom Abwasser abgeleitet, dann handelt es sich um das Trennverfahren.

Abwasser
Je nachdem, ob Ihre Gemeinde das Trennverfahren oder das Mischverfahren nutzt, müssen Sie Ihr Abwasser natürlich ebenfalls getrennt vom Regenwasser ableiten. Nutzen Sie eine private Kleinkläranlage, haben Sie ohnehin keine andere Wahl als das Abwasser vom Regenwasser zu trennen.

Schmutzwasser

Regenwasser
Nutzt Ihre Gemeinde das Trennverfahren oder besitzen Sie eine eigene Kläranlage, muss das Regenwasser getrennt abgeführt werden. Ist das Haus oder das Grundstück nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen, wird das Regenwasser in einen Abwassergraben geführt. Auch dabei muss jedoch auf ein ausreichendes Mindestgefälle geachtet werden.

Hinweis: Achten Sie genau darauf, dass kein Regenwasser in Ihre Kleinkläranlage laufen kann. Sobald größere Mengen Regenwasser die Anlage überlasten, kann diese nicht korrekt arbeiten und das Schmutzwasser würde ungeklärt ablaufen. Damit erlischt die Betriebserlaubnis Ihrer Kleinkläranlage. Die Kosten für diese Ordnungswidrigkeit sind meist schmerzhaft hoch.

Material der Abwasserrohre

Je nach Zweck der Abwasserleitung werden unterschiedliche Materialien für die Verrohrung verwendet. Innerhalb von Gebäuden sind zum Beispiel spezielle hitzebeständige HT-Rohre notwendig. Es sollten immer die richtigen Rohrleitungen an der richtigen Stelle eingesetzt werden, damit das Abwassersystem den Belastungen standhält. So sind KG-Rohre stabiler als HT-Rohre und werden daher im Außenbereich eingesetzt.

HT-Rohr

Die HT-Rohre erkennen Sie an der speziellen grauen Färbung. So setzen sich die HT-Rohre optisch schon von den orangefarbenen KG-Rohren ab. Das Kürzel HT steht bei diesen Rohren für hitzebeständig. Daher werden die HT-Rohre innerhalb von Gebäuden als Abwasserleitungen verlegt. Hier ist es wichtig, dass die Abwasserrohre nicht nur beständig gegen Chemikalien und grobe Verschmutzungen, sondern unbedingt auch gegen Hitze sind.Abwasserleitung HT-Rohre

Kosten HT-Rohr
Die einzelnen Rohre, Abzweigungen und Verbindungsstücke mögen zwar nicht die Welt kosten. Doch das ganze Sortiment, das Sie für ein Einfamilienhaus benötigen, summiert die Kosten doch.

  • Abzweig 45° – Verbinder für zwei HT Rohre auf ein HT Rohr – DN 40 – etwa 1,70 Euro
  • Abzweig 87° – Verbinder für zwei HT Rohre auf ein HT Rohr – DN 40 – etwa 1,70 Euro
  • Reduzierung – HT-Rohr Reduzierung in normaler Bauform – etwa 1,30 Euro
  • Reduzierung kurz – HT-Rohr Reduzierung in kurzer Bauform – etwa 1,50 Euro
  • Siphonbögen für den Wandanschluss von Waschbecken – etwa 2,00 Euro
  • Rohr – Abwasserrohre für den Hausinnenbereich – DN 50 – 1 m – etwa 2,50 Euro
  • Reinigungsrohr – Reinigungszugang für HT-Rohrsystem – DN 50 – 1 m – etwa 3,80 Euro
  • Reinigungsrohr – Reinigungszugang für HT-Rohrsystem – DN 100 – 1 m – etwa 4,00 Euro

KG-Rohr

Das orangefarbene KG-Rohr wird üblicherweise aus stabilem PVC gefertigt. Es wird wegen seiner hohen Stabilität und Widerstandsfähigkeit als Grundleitung für das Abwassersystem außerhalb des Hauses eingebaut. Inzwischen gibt es noch eine grüne Variante von KG-Rohren. Diese wird Kanalgrundrohr 2000 oder KG2000-Rohr genannt. Diese Variante ist noch stabiler als das orangefarbene KG-Rohr. wird aber ebenfalls nur im Außenbereich eingesetzt, wo es nicht auf die Hitzebeständigkeit ankommt. Das grüne KG2000-Rohr wirft allerdings etwa die doppelten Kosten des KG-Rohrs auf.KG-Rohr

Kosten KG-Rohr

KG-Rohre sind Abwasserrohre für den Einbau im Erdreich und in unterschiedlichen Durchmessern erhältlich:

  • DN 100 – 0,5 Meter – etwa 1,50 Euro
  • DN 200 – 0,5 Meter – etwa 6,50 Euro
  • DN 315 – 1 Meter – etwa 32,00 Euro
  • DN 400 – 1 Meter – etwa 50,00 Euro
  • KG-Reinigungsrohr – DN 100 – 1 Meter – etwa 15,00 Euro

Steinzeug-Rohr

Früher wurden ausschließlich Rohre aus Steinzeug beim Abwasser eingesetzt. Da sie erheblich teurer und schwerer sind als die oben genannten KG-Rohre, werden die Rohre aus Steinzeug kaum noch im privaten Rahmen eingesetzt. Allerdings sind die Steinzeugrohre in statischer Hinsicht besonders belastbar. Daher werden sie im öffentlichen Raum vielfach unter Straßen beispielsweise eingesetzt.

PE-Rohr

PE-Rohre sind äußerst beständig und können sowohl innerhalb als auch außerhalb von Gebäuden verlegt werden. Diese Kunststoffrohre aus Polyethylen (PE) sind in der Regel schwarz und häufig etwas flexibler als die anderen Rohrarten für die Abwasserableitung. Daher werden PE-Rohre gern in Gartenhäusern und Lauben verwendet, um das Abwasser zu entsorgen.

Weitere Abflussrohre

  • Edelstahlrohr – kompatibel mit Kunststoffrohren – für Innen- und Außenverlegung geeignet – jedoch teuer
  • Betonrohr – Grundleitung im Außenbereich – armierte und unarmierte Varianten verfügbar – sehr günstig
  • GJS-Rohr – braun – Druckrohr für Brauchwasserentsorgung – Auskleidung aus Zementmörtel mit verzinkter Hülle
  • SML-Rohr – rötlich beschichtet – Abwasserentsorgung im Gebäude – Material Grauguss
  • GFK-Rohr – Abwasserentsorgung / auch Chemikalien – Material Glasfaser und Kunststoff

Betonrohre

Durchmesser und Kapazität von Abwasserrohren

Der Durchmesser der Abwasserrohre wird mit DN bezeichnet. So wird in einem Bauplan beispielsweise ein Rohr mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern als DN10 bezeichnet. Grundleitungen sollten laut der DIN 1986-100 mindestens 10, besser 15 cm im Durchmesser haben.

Der Durchmesser der Grund- beziehungsweise Abwasserleitung muss aber zusätzlich an die Anzahl der Bewohner eines Gebäudes angepasst sein. In einem Mehrfamilienhaus kann also entweder eine deutlich stärkere Rohrleitung erforderlich sein oder es müssen entsprechende zusätzliche Abwasserrohre installiert werden. Zudem sollten so wenige Grundleitungen wie irgend möglich unter dem Gebäude selbst verlaufen. Die bessere Wahl sind Sammelleitungen, da diese später leichter saniert werden können, wenn ein Schaden eintritt.Rohrdurchmesser

Mindestgefälle der Leitungen

Das Minimum an Gefälle, das bei einer Sammelleitung eingehalten werden muss, ist 0,5 Zentimeter je Meter verlegter Leitung. Ist die Leitung jedoch unbelüftet, muss das Gefälle sogar 1 cm je Meter verlegter Leitung betragen. Auf dem Grundstück sollten Sie die Berechnung der Leitungen jedoch einem Fachmann überlassen. Die Verrohrung des Abwassersystems muss mindestens 80 cm tief in der Erde verlegt werden, damit kein Frost die Leitungen schädigen oder einfrieren kann. Das ist für einen Laien kaum zu leisten.

Entlüftung von Abwassersystemen

Bei der Entlüftung des Abwassersystems geht es nicht nur um eine Ableitung von Gerüchen und Gasen. Viel wichtiger für die Funktion der Abwasserleitung ist der Druckausgleich im System. Alle Schmutzwasserfallleitungen müssen mit einer Lüftung versehen werden. Diese müssen DIN-konform nach DIN EN 12056 ausgeführt werden. Außerdem muss die DIN 1986-100 für Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke bei der Ausführung der Entlüftung berücksichtigt werden. Durch eine gute Entlüftung kann das Mindestgefälle reduziert werden.

Pflicht zur Dichtigkeitsprüfung

Mit Beginn des Jahres 2016 muss jeder Grundstückseigentümer die Dichtigkeit seiner Abwasserleitungen sicherstellen. Es besteht sogar eine Pflicht, einen Nachweis über eine Dichtigkeitsprüfung vorzulegen. Laut der DIN 1986-30 gilt der Eigentümer eines Grundstücks automatisch als der Betreiber seiner eigenen Abwasseranlage. Damit ist er auch alleinig für deren ordnungsgemäßen Betriebsablauf verantwortlich. Die meisten Grundbesitzer wissen noch gar nichts von dieser Vorschrift. Der Dichtigkeitsnachweis muss später alle 20 Jahre erneuert werden und durch einen zertifizierten Fachmann erfolgen. Die Kosten dafür trägt der Grundbesitzer. Außerdem ist anschließend häufig eine Sanierung der Rohre notwendig.

Kurz zusammengefasst

  • zu trennende Abwasserarten: Regenwasser und echtes Abwasser
  • Regenwasser sollte nicht in Kleinkläranlagen eingeleitet werden
  • möglichst wenige Grundleitungen unter einem Gebäude verlegen oder Sammelleitung zum Zusammenführen verwenden
  • Mehrfamilienhäuser benötigen mehrere Abwassersammelleitungen oder Abwasserleitung mit großem Durchmesser
  • Mindestgefälle der Leitungen muss eingehalten werden: Gefälle unterschiedlich bei belüfteten und unbelüfteten Leitungen
  • Entlüftung gewährleistet Druckausgleich und das Abführen von Gasen und Gerüchen
  • Entlüftung von Abwassersystemen muss DIN-konform ausgeführt werden
  • Nachweis über Dichtigkeitsprüfung seit 2016 Pflicht: Erneuerung nach 20 Jahren

 

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